Lifestories

Seufz.
Gestern war mal wieder Partytag.
Ich wollte es eigentlich ruhig angehen lassen.
Am Sabbat sollst du ruhen.
Von wegen. Für meine Freunde kein Begriff.
Ich lag gemütlich mit "Der Vogelmann" von Mo Hayder auf der Couch (wollte nach "Tokio" unbedingt noch ihre anderen Bücher lesen), da klingelts an der Tür.
Wollte erst nicht aufmachen, aber naja.
Da poltern 4 laute Proleten in meine Küche und halten mirn Bier unter die Nase und labern mich voll mit in-Club-gehen.
Lange Rede kurzer Sinn, runter mit der Brille, rein mit den Kontaktlinsen, was Nettes übergeworfen und ab dafür.
Was Nettes bestand aus Denim Jeans im used-look und nem weißen Muskelshirt. Kalt draußen? Egal, beim tanzen schwitzt man eh immer. Mein Kanji-Anhänger durfte nicht fehlen.
Nach knapp halber Stunde Fahrt waren wir im Club und schon fand ichs zum kotzen.
Wir saßen an der Bar und neben uns ne kreischende, quiekende Gruppe junger Mädels. Wah.
Wenigstens war die Musik gut. Bisschen getrunken, bisschen getanzt.
Irgendwann saß ich dann an der Bar und hatte ne Brünette neben mir, die mir irgendwas ins Ohr geredet hat. Keine Ahnung was sie gesagt hat, aber sie hat dabei eine meiner Locken um den Zeigefinger gedreht.
Ich war vom Alkohol und ihrem Mund an meinem Ohr irgendwie benebelt und hab nicht mehr viel mitbekommen.
Irgendwann ist mir aufgefallen, dass mich die Quieke-Mädels beobachten und kichern. Das war mir unangenehm (wieso verunsichert mich son Mist immer?) und ich rutschte ein Stück von der Brünette weg, die in einen Handspiegel guckte.
Wieso bin ich ein oberflächliche-Tussi Magnet?
Egal.
Irgendwie war mir komisch und ich hab mich auf die Toilette verabschiedet.
Ein bisschen Wasser ins Gesicht und man ist wieder klar. Zumindest größtenteils.
Als ich aus der Toilette kam, sah ich die Brünette immer noch bei meinem Drink sitzen, und ich hatte plötzlich überhaupt keine Lust, wieder zurück zu gehn.
Ich stellte mich an einen Platz an der Bar wo sie mich nicht sehen konnte und bestellte nen neuen Drink.
Plötzlich hör ich ne weibliche Stimme neben mir. Ich dreh mich zu ihr und gucke in eisblaue Augen.
"Was?" frag ich, die Musik war zu laut.
"Ich hab gesagt die war ja wohl voll billig", schreit sie mir entgegen. Ich hab kein Plan wovon sie redet.
"Wie die sich an dich rangeschmissen hat, voll auffällig!" sie lacht und strahlt mich an.
Achso, die Brünette. Hatte ich ganz vergessen.
Ich winke ab.
"Bist geflüchtet, hm?" Sie lächelt.
Jetzt erst fällt mir auf, dass sie zu den Quieke-Mädels gehört. Hatte die mir nicht so genau angeschaut. War aber hübsch, die Kleine. Ist vielleicht so um die 19, denk ich.
Sie sagt sie heißt Anne.
Hm. Wenn ich den Namen "Anne" höre, denke ich an ein kleines Bauerntrampelchen, ungeschminkt und langweilig.
Aber diese Anne war irgendwie süß, mit langen dunklen Locken (braun oder schwarz? Licht war schlecht), hellen Augen und schlank. Schlank. Nicht pseudo-schlank, mit versteckten Fettpölsterchen oder Speckwölbungen am Bauch.
Schick, sowas. Sie ist vielleicht so um die 1,60m, und ich muss mich ein bisschen zu ihr runterbeugen. Sie guckt auf meinen Kanji-Anhänger und lächelt.

Wir ham nochn weng geredet, dann haben mich meine Proleten weggezerrt. Die ganze Zeit lassen die mich allein sitzen und machen weiß Gott was, und grad wenn ich mich mal mit nem interessanten Mädel unterhalte, holen sie mich weg.
Typisch.
Naja. Jetz hab ich ne neue Handynummer. Wie lange wartet man da nochmal? 3 Tage? Hm.
Jetzt darf ich mir wieder irgendwas Originelles überlegen. Aber ich bin ein unkreativer Klotz.